Eine intakte und bewohnbare Welt stellt die Grundlage für alles Weitere dar. Wir Grüne achten kritisch darauf, dass die Bestimmungen des 2019 in Boppard ausgerufenen Klimanotstands umgesetzt und die Beschlüsse des Rates auf ihre Klimaverträglichkeit geprüft werden.
Eine funktionierende Natur in Boppard
Als zweitgrößte kommunale Waldbesitzerin in Rheinland-Pfalz bieten sich der Stadt Boppard vielfältige Möglichkeiten, zugleich erwächst eine große Verantwortung für diese überregional bedeutsamen Lebensräume, auf die u. a. bedrohte Tier- und Pflanzenarten angewiesen sind. Zwischen Stadt und Forst müssen Strategien entwickelt werden, um die großen Holzvorräte im Bopparder Stadtgebiet nicht nur zur Energiegewinnung zu nutzen. Bauen mit heimischen Hölzern ist ein Wachstumsmarkt und hilft, CO₂ dauerhaft zu speichern. Die Waldzertifizierung ist fortzuschreiben und weiterzuentwickeln. Der naturnahe Holzeinschlag (Holzrücken mit Pferd) ist zu intensivieren, um Bodenschäden zu vermeiden.
Große Probleme für den Wald ergeben sich vor allem durch den Klimawandel – in den vergangenen Dürresommern bestand akute Waldbrandgefahr und die Bäume befinden sich aufgrund der Trockenheit immer noch unter Dauerstress, was sich z. B. in Borkenkäferkalamitäten äußert. Daher ist der Wald zukunftsfähig zu machen und vor weiteren Folgen des Klimawandels zu schützen – vor allem durch eine Umstellung der Forstwirtschaft, die die Vielfalt der Baumsorten in den Vordergrund rückt und Monokulturen (z. B. von Fichten) ersetzt. Der Erhalt der wichtigen, natürlichen Funktionen des Waldes (als CO₂-Speicher, als Lebensraum, als Wasserspeicher, zum Schutz unserer Berghänge vor Erosion etc.) hat die oberste Priorität und steht vor einer gewinnorientierten Waldbewirtschaftung. Wir unterstützen daher auch eine naturbelassene Forstwirtschaft sowie Konzepte, ganze Teile des Waldes langfristig von der Bewirtschaftung auszunehmen.
Die naturräumlichen Besonderheiten unseres Stadtgebietes sind in ein qualitativ hochwertiges Konzept für Langzeittourismus (Wanderwege) einzubinden. Die Erholungsfunktion des Waldes soll umweltverträglich gestaltet werden. Es bedarf weniger Störungen des Waldes und größerer zusammenhängender Abschnitte, die nicht in sehr kleinen Abständen von Wanderwegen und Rückegassen durchtrennt werden. Ein 40 Hektar großes Baugebiet, wie es jüngst diskutiert wurde, würde unseren Stadtwald und seine wichtige Funktion als Lebensraum gefährden. Da Boppard zudem eine Stadt der Bäche ist und der Wald ein wichtiges Quellgebiet für diese darstellt, würde sich ein solches Baugebiet auch in diesem Punkt negativ auswirken. Das erschlossene Baugebiet könnte Regenwasser nicht mehr wie bisher im Waldboden aufnehmen und dem Grundwasser zuführen. Die Folgen von Starkregenereignissen würden dadurch verschärft und beispielsweise das Mühltal gefährden, auch nähme die Wasserqualität ab (u. a. durch Straßenabrieb und Versalzung durch das Streuen der versiegelten Flächen im Winter). Daher lehnen wir ein solches Neubaugebiet im Wald ab. Anstrengungen unternehmen wir zugunsten der schrittweisen Freilegung und Renaturierung versiegelter und kanalisierter Bäche.
Die Kulturlandschaft ist durch Pflege und Unterschutzstellung (insbesondere der Streuobstwiesen und Feuchtbiotope) zu erhalten und zu entwickeln. Hierbei ist auf die dazu gehörenden Nutzungskonzepte für die nachhaltige Pflege von Alleen, Hecken und Streuobstwiesen zu achten. Ferner setzen wir Grüne uns im Sinne der Artenvielfalt für die Wiederansiedlung heimischer, aber selten gewordener Arten ein – etwa der Weinbergstulpe oder verschiedener Obstbaumarten (z. B. Mittelrheinkirschen). Auch verpflichten wir uns dem Erhalt und Schutz unseres ausgewiesenen Naturschutzgebietes „Hintere Dick“. Dieses sollte vielmehr erweitert und gefördert denn durch Neubaugebiete gefährdet werden (siehe dazu unsere Stellungnahme zum geplanten Neubaugebiet: Erweiterung Ellig).
Entsiegelung und Stadtbegrünung
Besorgniserregend ist die ausufernde Versiegelung unserer Flächen, die jenseits von Neubaugebieten auch innerorts stattfindet. Wir Grüne möchten Privatbesitzer motivieren, von Stein- und Schottergärten Abstand zu nehmen, denn es bestehen zahlreiche pflegeleichte Ausprägungen grüner Gärten, von denen letztlich alle profitieren (Klima, Natur, Bewohner vor Ort). Hierzu haben wir bereits mehrere Infokampagnen, Aktionen zur Verteilung von Pflanzgut und Baumsetzlingen sowie auch einen Gartenwettbewerb mit anschließender Buchpublikation durchgeführt.
In der Bopparder Kernstadt profitieren wir zudem stark von den althergebrachten Baumbeständen, etwa in den Rheinanlagen. Die Linden an Burg und Marktplatz, die Georg-Francke-Anlagen und die Kastanien- und Platanenreihen in der Rheinallee prägen das Stadtbild und sind ein wesentlicher Faktor dafür, dass BesucherInnen seit Generationen gerne in unsere Stadt kommen. Leider nimmt diese alte Substanz fortwährend durch Eingriffe ab und es finden zu wenig Neupflanzungen im Ortskern statt. Auch werden sie häufig zu stark gestutzt oder ihnen werden nicht die nötigen Bedingungen zum Auswachsen gegeben (zu wenig Wurzelraum, Auswahl von kleinkronigen Sorten), sodass nur wenige Bäume sich zu voller, benötigter Größe entfalten können. Diese aber ist notwendig zur Erfüllung vieler Funktionen – wie die Verbesserung der Luftqualität, der Ökologie (Nistmöglichkeiten für Vögel, Blüten für Insekten, Früchte für zahlreiche Tierarten), des Klimaschutzes, der Lebensqualität der Bewohner und Touristen und letztlich auch des Erscheinungsbildes unserer Stadt. Durch zahlreiche Projekte, die zum Teil sogar mit Baumfällungen verbunden waren und bei denen in den kommunalpolitischen Gremien zu wenig Kompromissbereitschaft zur Änderung von Plänen bestand, hat sich das Problem der Versiegelung in der jüngeren Vergangenheit leider noch verschärft. Beobachtet werden kann dies etwa vor dem Karmelitergebäude, im Umfeld der Burg oder im Mehrgenerationenpark (durch Entfernung von Bäumen und Hecken sowie der großflächigen Versiegelung im Rahmen einer Skateranlage, die ohne Weiteres wenige Meter nebenan auf einem bereits vorhandenen Parkplatz hätte errichtet werden können). In Zeiten des Klimawandels und zunehmender Hitzesommer ist die Begrünung und Entsiegelung der Ortszentren eine elementare Aufgabe, und um den Erhalt eines jeden Baumes ist zu kämpfen!
Nachhaltigkeit vor Ort
Wir setzen uns außerdem für unschädliche Alternativen zu Pestiziden und Herbiziden (wie Glyphosat) ein. Bei städtischen Pachtverträgen sollen entsprechende ökologische Komponenten vorgeschrieben werden (siehe: Fairpachten – NABU-Stiftung). Zudem zielen wir u. a. zum Schutz des Rheins und der Weltmeere auf Müllvermeidung und eine plastikfreie Stadt. Zusammen mit Gewerbetreibenden sollen Konzepte erarbeitet werden, um Plastiktüten, Plastikbecher usw. zu vermeiden (z. B. durch wiederverwendbare To-Go-Becher). Auch bei städtischen Veranstaltungen sollte Plastikmüll vermieden werden (bspw. durch wiederverwendbares Geschirr und Besteck). Daneben streben wir ein nachhaltiges, regionales Stoffstrommanagement an (Cradle-to-Cradle anstelle von Cradle-to-Grave). Unsere Rohstoffe sollten nachhaltig bezogen und unsere Energie möglichst vor Ort erzeugt werden.
Erneuerbare Energien
Zur Erzeugung erneuerbarer Energien stehen uns in Boppard zahlreiche Möglichkeiten offen, für deren Nutzung wir Grüne uns einsetzen, um ohne fossile und damit natur- und klimaschädliche Brennstoffe auszukommen. Die Optionen reichen von Sonnenenergie über Windenergie und Wasserkraft (z. B. Turbinen am Ehrenthaler Werth) hin zu Biogas (z. B. im Zusammenhang mit unseren Klärwerken) und Erdwärme. Wo immer möglich, sind städtische Gebäude und weitere Freiflächen mit Photovoltaik-Anlagen auszustatten. BürgerInnen und Gewerbetreibende sind durch die Stadt bei Erneuerbare-Energie-Projekten zu beraten, zu unterstützen und in Zusammenarbeit treten – zum Beispiel durch Schaffung eines Nahwärmenetzes (siehe Rubrik: Bauen & Planen).
Über die Stromverträge ist für unsere städtischen Liegenschaften zu regeln, dass diese mit 100% Oköstrom versorgt werden. Die Stadtverwaltung soll die Vorgaben eines Umweltmanagementsystems umsetzen und durch EMAS zertifiziert werden. Die städtische Fahrzeugflotte ist auf Elektrofahrzeuge umzurüsten, im öffentlichen Personennahverkehr sollen Elektrobusse eingesetzt werden. Die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge ist auszubauen, vor allem durch deutlich mehr Ladesäulen. Darüber hinaus haben wir Grüne Landstromanlagen am Rheinufer beantragt. Anlegende Flusskreuzfahrtschiffe, die zur Stromerzeugung ihre Motoren dauerhaft (auch nachts) laufen lassen, sollen nach Vorbild der Stadt Koblenz zur Nutzung der Landstromanlagen verpflichtet werden.
Tierschutz
Das „Taubenproblem“ ist tierfreundlich und wirkungsvoll zu lösen, indem statt auf Vergrämung auf Taubenhäuser oder Taubenwagen gesetzt wird. Hierdurch kann die Population kontrolliert, der Gesundheitszustand der Tiere verbessert (durch tierärztliche Versorgung, sauberes Trinkwasser und Fütterung) und die Verschmutzung reduziert werden (Tauben in Taubenschlägen befinden sich nur geringe Zeit des Tages außerhalb im Freiflug). Dieses sogenannte „Augsburger Modell“ wird in vielen Städten mit Erfolg durchgeführt und in Koblenz zuletzt (2020) ausgebaut.